PREITRÄGER - AKG Preis 2025
AKG-Preis 2025 der Architekten für Krankenhausbau und Gesundheitswesen e.V. für herausragende Gesundheitsbauten
Die Architekten für Krankenhausbau und Gesundheitswesen e.V. (AKG) vereinen
Architektinnen, Architekten, Innenarchitektinnen und -architekten, die auf dem Gebiet
des Bauens für das Gesundheitswesen besondere fachliche Qualifikationen besitzen
und deren Bauten die für diese speziellen Bauaufgaben erforderlichen Qualitäten
nachweisen.
Der 2013 erstmals ausgelobte AKG-Preis für herausragende Gesundheitsbauten wird
alle drei Jahre vergeben und soll die Bedeutung guter Architektur auf diesem Spezial-
gebiet in das öffentliche Bewusstsein rücken und die Ziele der AKG, nämlich die
Wahrung, Sicherung und Förderung der Qualitäten aktueller und zukünftiger Bauauf-
gaben, nachdrücklich veranschaulichen.
Die AKG wollen mit dem Preis gerausragende Beiträge zur Architektur des Krankenhaus-
baus oder des Gesundheitswesens würdigen, an denen die vielfältigen Anforderungen
an die Bauqualität, Funktionalität und Detailgenauigkeit vorbildlich gelöst wurden. Der
AKG-Preis wird gleichermaßen dem Architekturbüro und der Bauherrschaft des von
einer unabhängigen Jury prämierten Bauwerks verliehen.
Die Jury 2025
- Dipl.-Ing. Marcus Fißan I Architekt I Henn GmbH, München
- Dipl.-Ing. Wolfgang Riehle I Architekt / Stadtplaner I Reutlingen
- Prof. Dipl.-Ing. Sebastian Jehle I Architekt I HASCHER JEHLE
Architektur I Berlin, Stuttgart
- Nadine Mauritz I Kommiss. Leitung Geschäftsbereich Bau I
Leitung strategische Zielplanung / Geschäftsbereich Bau /
Charité - Universitätsmedizin Berlin
- Dipl.-Ing. Martin Richter I Architekt BDA I CEO Geschäftsführung I
wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh
AKG Preis 2025
Fachkrankenhaus für die Selle I Klinikum Wahrendorf Sehnde
Architektur: tsj-architekten gmbh I Lübeck
Bauherrenschaft: Klinikum Wahrendorff GmbH I Sehnde
Fotos: Jörg Schwarze
Der Neubau des psychiatrisch-psychotherapeutischen Fachkrankenhauses mit 350
vollstationären und 30 tagesklinischen Plätzen ist nach Auffassung der Jury ein
herausragend gelungenes Beispiel für ein Klinikum dieser Nutzung.
Die Entscheidung für eine aufgelockerte Baustruktur mit einem Ensemble aus fünf
Einzelhäusern, die um eine verbindende Mitte mit gemeinschaftlichen Funktionen
wie ein kleines Dorf mit einem Marktplatz übersichtlich angeordnet wurden, schafft
wohlproportioniert eine Atmosphäre von Individualität, Wertschätzung gegenüber
Patienten, Personal und Besuchern sowie von Gemeinschaft und Rückzug.
Die Verzahnung der Baukörper mit der sie umgebenden Landschaft und den sorg-
fältig gestalteten Freiflächen und Innenhöfen ermöglicht einen intensiven und abwechs-
lungsreichen Naturbezug und darüber zugleich eine heilungsfördernde Tageslicht-
versorgung im gesamten Innenbereich der Anlage. Hellfarbige Oberflächen verstärken
die lichte und unbeschwerte Anmutung, die insbesondere dem orientierungsfreundlichen
Erschließungssystem kommunikative und Aufenthaltsqualitäten verleiht. Den Höhepunkt
bildet dabei im Wortsinne die Kuppel des Licht- und Farbkünstlers James Turrell über
dem Speisesaal.
Die Wahl wertiger Materialien wie Ziegel an den einladenden Fassaden der Einzelhäuser
oder von Naturholz in den Innenräumen unterstreicht zusammen mit der sorgfältigen
Detaillierung den hohen Anspruch an Nachhaltigkeit und Schönheit. Der durchgängig
erlebbare menschliche Maßstab und die sympathische Angemessenheit der zeitlos-
vertrauten Architektur haben die Jury überzeugt.
Vier Anerkennungen 2025
Distriktkrankenhaus Burtinle Nugaal Region I Puntland State of Somalia
Architektur: APC Architectural Pioneering Consultants I Zürich / Daressalam
Bauherrenschaft: KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau I Frankfurt am Main
Fotos: Lucas Sager
Das Distriktkrankenhaus in Burtinle zeigt uns, wie man mit einfachsten baulichen
und architektonischen Mitteln einen Raum von hoher Qualität für Patienten und
Mitarbeiter schaffen kann.
Die Anlage schafft mit ihren eingeschossigen Gebäuden einen ruhigen und schutz-
bringenden Ort in einer herausfordernden Umgebung. Ein Ort, der Sicherheit und
Ruhe vermittelt, der den Menschen und den Heilungsprozess stärkt. Die Gesamt-
anlage bildet mir ihren Windtürmen eine ausdrucksstarke Silhouette nach außen.
Im Innern bietet sie, trotz einer hohen Dichte, unterschiedlichste Raumqualitäten
und eine angenehme Verbindung zwischen Innen- und Außenräumen. Mit den
vorgelagerten, massiven Laubengängen und ihren gestaltprägenden, dreieckigen
Einschnitten wird eine klimatische Pufferzone geschaffen, wodurch Lichteinfall und
Ausblick wohltuend konzentriert werden.
Der Umgang und die Nutzung der kostbaren Ressource Wasser wird vorbildlich
mit der Gesamtanlage verwoben und mündet in einem zentralen Wasserbecken,
das an einen traditionellen Hofbrunnen erinnert. Es werden Materialien, Bauweisen
und Klimakonzepte des Ortes durch geschickte räumliche Anordnung und einem
spürbaren Anspruch an das Detail auf ein hohes architektonisches Nievau geführt.
Durch die vertraute, kontextspezifische Raumsprache wird die Hemmschwelle für
Patienten aus einem ländlich-traditionellen Umfeld gesenkt, um ihnen einen komfor-
tablen Aufenthalt zu bieten.
Die Räume und Außenanlagen wirken in höchstem Maße angemessen und nahbar.
Das Projekt kann auch für komplexere Gesundheitsbauten in Europa als heraus-
ragendes Beispiel für den bewussten und nachhaltigen Umgang mit den Grundwerten
zur Schaffung von angemessenen Räumen für die Behandlung und Genesung von
Patienten dienen.
Neubau Haus 1 I Bürgerspital Solothurn
Architektur: Silvia Gmür Reto Gmür Architekten I Basel, Schweiz
Bauherrenschaft: Hochbauamt Solothurn, Baudepartment I Solothurn, Schweiz
Fotos: Reto Gmür
Der Neubau des Bürgerspitals mit 290 Betten sowie Abteilungen für Operationen,
Geburten, Intensivpflege, Tagesklinik und Notfall wurde auf dem Gelände des
bestehenden Krankenhauses errichtet.
Der Entwurf sieht einen L-förmig angeordneten Neubau vor, der um den Bestand
gebaut ist. Anstelle der Altbauten entstand nach der Fertigstellung des neuen
Komplexes ein großzügiger Park als Zentrum. Das neue Gebäude fügt sich gut in
die Umgebung ein und besteht aus einem zweigeschossigen Sockel (mit öffentlichen
Bereichen sowie Untersuchungs- und Behandlungsbereichen), auf dem die Struktur
der Bettenstationen lagert.
Der Entwurf stellt das Thema Tageslicht als gesundheitsförderndes Element sehr
konsequent in den Mittelpunkt. Die großen Fenster und ein für das Projekt entwickeltes
Brise Soleils System zur Verschattung ermöglichen den Patientinnen und Patienten
großzügige Ausblicke in die umliegende Landschaft des Juragebirges, was als sehr
positiv bewertet wird. Auch die gut dimensionierten Innenhöfe und die inneren verglasten
Wände lassen das Tageslicht bis tief in die Raumschichten dringen.
Anerkennenswert ist die ungewöhnliche Organisation der Zweibettzimmer, welche
durch die rechtwinklige Bettstellung jedem der beiden Patienten einen individuellen
Bereich bietet. Der Privatheitsgrad des am Bad angeordneten Bettes scheint etwas
geringer, was durch den allgegenwärtigen Naturbezug mit Blick durch die raumhohe
Verglasung der Patientenzimmer aufgewogen wird.
Zudem prägen die in die Fassade integrierten Sonnenschutzelemente, die das Licht
filtern, den Charakter des Gebäudes. Diese Übergangszone bildet den Filter zwischen
privater Intimsphäre und öffentlichem Bereich und biete sowohl Schutz vor Überhitzung
als auch freie Sicht und maximale natürliche Belichtung. Die sorgfältig gestalteten
Fassaden geben dem Krankenhausbau eine hohe ästhetische Anmutung und erzeugen
ein einzigartiges Gebäude.
Zentral-OP Klinikzentrum Nord I Klinikum Dortmund
Architektur: heinlewischer Partnerschaft freier Architekten mbB I Berlin
Bauherrenschaft: Klinikum Dortmund gGmbH I Dortmund
Fotos: Fritz Brunier
Mit einem Anbau an das bestehende Krankenhaus erhält das Klinikum Dortmund
einen zusätzlichen zweigeschossigen Baukörper, der das neue Operationszentrum
aufnimmt. 11 Operationssäle, davon 2 Hybridsäle, mit jeweiligen zusätzlichen Neben-
raumflächen finden auf einer Ebene ihren Platz. Eine angrenzende, freigezogene Fläche
im Bestand des Klinikums wird in einem 2. Bauabschnitt zum dazugehörigen Aufwach-
raumbereich umfunktioniert. Die notwendige Betriebstechnik befindet sich im Sockel-
geschoss des neuen Zentrums.
Die Setzung des Gebäudes, von drei Seiten durch Grün des Klinikparks umgeben, sowie
die niedrige Geschossigkeit des neuen Funktionsbaus bieten Mitarbeitenden und Patienten
besondere räumliche Qualitäten und Sichtbeziehungen nach Innen und Außen. Die
niedrige Kubatur sichert den angrenzenden Bestandsgebäuden in den oberen Geschossen
Belichtung und Besonnung, und für den Besucher des Parks fügt sich das Gebäude mit
seiner stringenten, zurückhaltenden und in großen Teilen transparenten Fassade ganz
selbstverständlich in die Umgebung ein.
Die Grundrissstruktur überzeugt durch eine klare und funktionsorientierte Geometrie. Die
Orientierung sämtlicher Operationssäle zum Park bietet dem OP-Personal ideale Arbeits-
bedingungen. Eine komplett verglaste Seite der Säle ermöglicht den Einfall von Licht und
Sonne während der Arbeit und in den Pausen. Lamellen und zusätzliche Screens sichern
zudem die Privatheit der Patienten.
Auch der Aufwachbereich wird natürlich belichtet. Damit stehen sowohl die Arbeitsbe-
dingungen des Personals als auch das Wohlbefinden und die Genesung der Patienten im
Fokus. Mit der farbigen Gestaltung von Deckenbereichen über den jeweiligen Aufwach-
plätzen, abgestimmt mit der Innenarchitektur, wird den Patienten zudem eine angenehme
erste Orientierung nach überstandener Operation geboten. Unterstützt wird die lichte
Atmosphäre durch ein ästhetisches Erscheinungsbild mit hellen Materialien und Farben.
Mit ihrem Beitrag haben die Verfasser zwei wesentliche Aspekte bei Planung und Bau
von Gesundheitsbauten in aller Deutlichkeit herausgestellt: Neben notwendiger und
klarer Funktionalität stehen Patienten und Personal im Vordergrund. Den Patienten wird
ein bestmögliches Aufwachen in besonderer Atmosphäre ermöglicht. Den Mitarbeitenden
des Hauses wird mit der Architektur eine besondere Wertschätzung entgegengebracht.
Gerade angesichts der aktuell in unserer Gesellschaft formulierten Ansprüche an
Arbeitsplatzqualität ist dieser Aspekt von großer Bedeutung. Damit stellt die Arbeit einen
sehr gelungenen, wenn auch funktional begrenzten, Beitrag zur Auseinandersetzung mit
Gesundheitsarchitektur dar.
Kinderspital Zürich
Architektur: Herzog & de Meuron Basel Ltd. I Basel, Schweiz
Bauherrenschaft: Kinderspital Zürich - Eleonorenstiftung I Zürich, Schweiz
Fotos: Maris Mezulis
Mit dem Neubau des Universitäts-Kinderspitals Zürich gelingt Herzog & de Meuron
ein äußerst eigenständiger und atmosphärisch dichter Beitrag zum Krankenhausbau.
Der Entwurf überzeugt durch eine hohe architektonische Sensibilität im Umgang mit
Materialien und Maßstäblichkeit und entwickelt aus einfachen typologischen Prinzipien
- Straße, Hof, Haus - eine komplexe, fast urbane Innenwelt.
Die Verwendung von Holz im Innen- wie Außenraum erzeugt eine warme, taktile
Umgebung, die den Aufenthalt von Kindern und ihren Familien in einer heilsamen Weise
unterstützt. Die Patientenzimmer im Dachgeschoss erscheinen als kleine, individuelle
Holzhäuser - ein prägnantes architektonisches Bild für Geborgenheit, Rückzug und
Intimität im Kontext medizinischer Versorgung.
Das Projekt zeigt eine bemerkenswerte Tiefe in der Auseinandersetzung mit den sozialen
und emotionalen Bedürfnissen von Kindern und ihren Angehörigen. Der Maßstab der
Räume, die Auflösung institutioneller Strenge und das gezielte Spiel mit Licht, Blick-
beziehungen und Orientierung schaffen ein wohltuendes Umfeld, das den Genesungs-
prozess unterstützt. Auch die Integration der Landschaft - mit begrünten Höfen, Pflanzungen
und dem Erhalt natürlicher Gegebenheiten - trägt zu einem ganzheitlichen Raumgefühl
bei.
Kritisch diskutiert wurde innerhalb der Jury die hohe Komplexität der Wegeführung im
Inneren, insbesondere die geschwungenen Flure, die stellenweise zu Orientierungsproblemen
führen können. Auch erscheint das Gebäude in seiner äußeren Formensprache weitgehend
autonom, ohne expliziten Bezug zum städtebaulichen Umfeld - eine Haltung, die man als
Ausdruck von Eigenständigkeit wie auch als mangelnde Kontextualisierung lesen kann.
Trotz dieser Aspekte würdigt die Jury die Qualität und Konsequenz dieses Entwurfs, ins-
besondere die Innovationsfreude, die experimentelle Haltung und den herausragenden
Umgang mit atmosphärischen, funktionalen und emotionalen Anforderungen eines
Kinderkrankenhauses. Die Arbeit zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie Architektur im
Gesundheitswesen zu einer aktiven Mitgestalterin des Heilungsprozesses werden kann.
Die Preisgerichtssitzung I 28. 03. 2025
Die Preisgerichtssitzung fand in dem Räumlichkeiten des Architekturforums am Institut
für Architektur der Technischeun Universität Berlin statt.
Die Begrüßung der Jury-Mitglieder erfolgte durch den AKG-Vorsitzenden
Dipl.- Ing. Marc Rehle.
Die Jurymitglieder ermittelten den diesjährigen Preisträger des AKG Preises 2025
und gratulieren den Verfassern recht herzlich.
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für herausragende Gesundheitsbauten - Auslobung
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für herausragende Gesundheitsbauten - Pressemitteilung